1995: Widerstand im Dritten Reich

"Lebensunwerte Kinder" und der Widerstand von Kaplan Renz 1933 - 1945

1995, "50 Jahre danach", legt der Ellwanger Historiker Dr. Hans Pfeifer diese "Dokumentation über den Widerstand von Kaplan Renz in Ellwangen und seinen Einsatz zur Rettung 'lebensunwerter Kinder ' der Marienpflege in der Zeit des Dritten Reiches 1933-1945" vor. Diese sehr lesenswerte Schrift ist noch nicht vergriffen.

 

Pfeifer beschreibt Ellwangen in seiner katholischen Ausprägung als Bollwerk gegen den Nationalsozialismus, charakterisiert den NSDAP-Kreisleiter Adolf Koelle und den Kaplan Rudolf Renz und führt dann verschiedene Situationen und zeitgeschichtliche Dokumente auf, die deren Zusammenstöße und Konflikte gut wiedergeben.

Kaplan Renz tritt in verschiedenen Situationen als Anwalt der Kinder auf, der sich auch der Zwangssterilisation "erbkranker Kinder" und der Vernichtung "lebensunwerter Kinder" widersetzt.

Erhalt des Grabes als Gedenkstätte

Pfarrer Rudolf Renz verstarb 1988 mit fast 90 Jahren. Bis zum Schluss hielt seine Liebe zum Kinderdorf.

Im Jahr 2009 haben die Stadt Ellwangen, die Katholische Gesamtkirchengemeinde Ellwangen und die Marienpflege einen gemeinsamen Vertrag geschlossen, um das Grab von Rudolf Renz auf dem Friedhof von St. Wolfgang als Gedenkstätte zu erhalten.

 

Pressemitteilung vom 01.12.2009:

Gemeinsame Erinnerung an Kaplan Rudolf Renz

Kaplan Rudolf Renz (1898-1988) gilt in Ellwangen als Symbolfigur für den offenen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Mit der Fortführung und Pflege des Grabes auf dem Friedhof von St. Wolfgang wollen die Stadtverwaltung Ellwangen, die Katholische Gesamtkirchengemeinde Ellwangen und das Kinderdorf Marienpflege an den ehemaligen Kaplan und Leiter der Marienpflege erinnern, der sich während des Dritten Reiches mutig und selbstlos gegen den Nationalsozialismus zur Wehr setzte. Stadt, Kirche und Kinderdorf haben sich verpflichtet, sein Grab über weitere 20 Jahre fortzuführen und damit an seine herausragende Persönlichkeit zu erinnern.

Rudolf Renz, der 1898 in Vöhringen/Iller geboren wurde, gelang es durch sein engagiertes Auftreten in den Jahren von 1932 bis 1945, viele seiner als "lebensunwert" bezeichneten Kindern vor dem Abtransport in die Vernichtungslager zu retten. Über das Leben und Wirken von Renz hat Dr. Hans Pfeifer eine Schrift mit dem Titel "Dokumentation über den Widerstand von Kaplan Renz in Ellwangen und seinen Einsatz zur Rettung lebensunwerter Kinder der Marienpflege in der Zeit des Dritten Reiches 1933 bis 1945" verfasst.

In dieser Broschüre werden die Auseinandersetzungen, die Kaplan Rudolf Renz mit dem damaligen NSDAP-Kreisleiter Adolf Kölle führte, ausführlich vorgestellt. Die Ausführungen Pfeifers stellen Kaplan Renz aber auch als entschlossenen Anwalt der Kinder in der Marienpflege vor, der sich der drohenden Zwangssterilisation "erbkranker Kinder" und der Vernichtung "lebensunwerter Kinder" widersetzt hat. Diese Schrift ist nach wie vor an der Pforte der Marienpflege erhältlich.

In Memoriam

In dankbarem Gedenken an Kaplan Rudolf Renz, der von 1932-1945 seinen vielen "lebensunwerten Kindern" in der Marienpflege ein guter Vater war, sie im christlichen Geist erzogen und vor der Vernichtung unter Einsatz seines eigenen Lebens bewahrt hat.

Dokumentation

Diese 36seitige Dokumentation über den Widerstand von Kaplan Rudolf Renz wurde vom Kinder- und Jugenddorf Marienpflege Ellwangen veröffentlicht, um das tapfere und kluge Wirken eines treuen Priesters und "Vaters", dem die Marienpflege viel verdankt, aufzuzeigen. Auch heute, 50 Jahre danach, ist sein tapferes Vorbild aktueller denn je.

Die Dokumentation erhalten Sie an unserer Pforte. Wir freuen uns über Ihre Spende.