Personalentwicklung

Zur systemischen Organisations-, Team- und Personalentwicklung: Ein Beispiel

In der „Vollversammlung“ unserer pädagogischen Fachkräfte („Erzieherkonferenz“) in 2017 haben wir gefragt:

„Wo wird in Ihrem Arbeitsfeld das systemische Arbeiten spürbar oder sichtbar?“.
Konkrete Praxisbeispiele wurden benannt in der Zusammenarbeit mit den Kindern/Jugendlichen (Fragetechniken, Partizipation) und den Eltern (Elternarbeit (Fragetechniken, sichere Gesprächsführung, Wertschätzung und Ressourcenorientierung, den Eltern auf Augenhöhe begegnen, sie Experten sein lassen, Annahme des guten Grundes), im Team (unterschiedliche Perspektiven gelten lassen, Umgang/Atmosphäre unter den Mitarbeiter*innen, Feedback-Kultur, Teamtage /pädagogische Tage) und generell in der Fallarbeit (Biographie- und Genogrammarbeit, alle Hilfeplan relevanten Personen werden am Prozess beteiligt, positivere Formulierungen der Hilfepläne).

Und wir wollten wissen: „Sie sind Experten. Was würden Sie Ihrer Marienpflege empfehlen, um die systemische Weiterentwicklung voran zu treiben? An was würden Sie in einem Jahr erkennen, dass sich die Marienpflege systemisch weiter entwickelt hat?"
Auch hier kamen sehr konkrete und alltagstaugliche Anregungen: Kinder noch mehr an der Gestaltung des Kinderdorfs beteiligen (Lagerbau), Gemeinsamer Schuljahresabschluss, Fallbesprechungen mit mehreren Häusern, Vernetzung mit anderen systemisch arbeitenden Einrichtungen, Regelmäßige Auffrischungstreffen der Inhouseworkshops zu systemischen Themen, Familienarbeit (Anzahl der Rückführungen, weitere Konzepte in der Arbeit mit Eltern, Evaluation), gelebte Umgangsformen (mit Namen am Telefon melden, E-Mails mit Namen unterschreiben/pfleglicher Umgang mit Dienstfahrzeugen, „Grüßen" auf dem Kinderdorf-Gelände, allg. Rückmeldekultur), einheitliche Dokumentation, Sicherheit und Professionalität der Mitarbeiter, alle Mitarbeiter kennen sich (Intranet?!).

Wir waren überrascht und erfreut, wie intensiv viele Fachkräfte den systemischen Gedanken mitgestalten und mittragen. An vielen der genannten Stichworte im zweiten Befragungsteil konnten wir seit 2017 erfolgreich weiterarbeiten. Seit 2012 und noch intensiver nach dieser Mitarbeiterbefragung in 2017 bieten wir jährlich mehrere Inhouseworkshops auch zu systemischen Haltungen und Methoden an. Diagnostische Kompetenzen wurden wiederholt vermittelt und Struktur und Qualität von Hilfeplänen gemeinsam erarbeitet.

Unsere systemischer Qualifizierungsweg der letzten Jahre

2023
Für Fachkräfte, die im Heimbereich neu in die Rolle "Gruppenleitung" gehen, haben wir in Kooperation mit der Fachakademie des Deutschen Caritasverbandes Freiburg einen fünftägigen Inhousekurs nach Ellwangen geholt. Dieser ist offen für andere Träger und Einrichtungen. Inhouse finden neben u.g. Wiederholungskursen statt: Erste Hilfe am Kind, Eskalation und Deeskalation in der Jugendhilfe, Neue Medien, Achtsames Areiten mit Krippenkindern.

2022
Viele Inhouse-Workshops von 2021 wurden erneut angeboten. Hinzu kam der Boulder-Kurs in unserer Kletterhalle, Hilfeplangestaltung, Systemische Elternarbeit, Gewaltfreie Kommunikation, Offene Krippenarbeit und Portfolioarbeit in der Kita.
Die ganztägigen Erste-Hilfe-Kurse konnten von über 40 Mitarbeitenden zur Auffrischung besucht werden.

2021
Pandemiebedingt leider um ein Jahr verschoben, begann der vierter Kurs „Grundlagen systemischer Pädagogik“ (110 UE) im Juni 2021. Kursleitung Andreas Zech, Ko Sandra Weiß. Andere Inhouseworkshops beschäftigten sich mit Selbstfürsorge, Kinder psychisch kranker Eltern, Diagonse FASD, Gefühlsmonster-Methode, religionssensibler Erziehung. Auch konnten wieder 2 Oasentage als Besinnungstage durchgeführt werden.

2020
Fast alle für 2020 geplanten Schulungen entfielen aufgrund der massiven hygienischen Vorgaben zum Infektionsschutz im Rahmen der Corona-Pandemie.Wenige konnte kurzfristig auf Onlineangebote umgestellt werden. Die Qualität soziale Arbeit entsteht maßgeblich in Beziehungen...

2019
ErzieherInnen-Konferenz mit dem Schwerpunkt "Religionssensible Erziehung als Grundauftrag aller pädagogischen Fachkräfte“

Zahlreiche Inhouseworkshops für pädagogische Fachkräfte

Wiederholungsantrag „DGSF-empfohlene, besonders familienorientiert-systemisch arbeitende Einrichtung“

2018:
Fortbildungstag: "Update Recht - die aktuelle Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Deutschland" mit Dominik Bender, Rechtsanwalt Frankfurt

Dritter Inhouse-Weiterbildungskurs "Systemische/r Berater/in 2018 bis 2020" in Kooperatuion mit WMC Regionalinstitut Bayern mit 7 Mitarbeitenden und 13 externen TeilnehmerInnen.

2017:
Fortbildungstag: "Update Recht - die aktuelle Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen" in Deutschland mit Kathrin Löffelhardt, Bundesfachverband UMF

ErzieherInnen-Konferenz mit dem Schwerpunkt "Reflektion der systemischen Ausrichtung in der Marienpflege"

Im Mai endete der dritte Durchgang des internen Grundlagenkurses "Systemische Grundlagen und Pädagogik" mit 22 TeilnehmerInnen

2016:
Fachtag mit Rechtsanwalt Dominik Bender: "Die rechtliche Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Deutschland" mit über 90 TeilnehmerInnen

Sechstägige Inhouse-Weiterbildung für Fachkräfte in der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen

ErzieherInnen-Konferenz mit dem Schwerpunkt "Beteiligung von Kindern und Jugendlichen"

DGSF-Weiterbildung "Systemischer Berater" in Kooperation mit WMC Bayern, Kindersolbad und Jugendhilfe Creglingen

Fachtag: "Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge - Pädagogisches Verstehen und Handeln in einem sensiblen Kontext" mit Berthold Engelke und Robert Lehr

2015:
Zweiter Durchgang des internen Kurses "Systemische Grundlagen" mit insgesamt 22 TeilnehmerInnen und 90 UE 

Fachtag mit Prof. Dr. Holger Kirsch: "Das Mentalisierungskonzept in der sozialen Arbeit". Der Begriff ‚Mentalisieren’ beschreibt die Fertigkeiten, innere Geistes- und Gefühlszustände anderer Menschen und der eigenen Person so genau wie möglich zu erfassen und zu verstehen. Es geht um das Erspüren oder ‘Lesen’ mentaler Zustände wie Stimmungen, Bedürfnisse, Überzeugungen, Sichtweisen und Sehnsüchten.

ErzieherInnen-Konferenz für alle pädagogische Fachkräfte, Schwerpunktthema "Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge"

Aufgrund des DGSF-Qualitätssiegels kamen wir in die Reihe der Nominierten für den Innovationspreis Ostwürttemberg.

DGSF-Einrichtungsbesuch im Kindersolbad Bad Friedrichshall gGmbH mit BesucherInnenbericht

2014:
18 Erzieherinnen werden zwei Samstage in systemischen Grundlagen in der Kindertagesstättenarbeit geschult.

Zwei Mitarbeitende haben erfolgreich den Abschluss als Multifamilientherapeut in Hanau absolviert, zwei weitere sind im neuen Kurs bis 2015.

Gründungsmitglied der neuen BAG Multifamilientherapie

Auszeichnung als DGSF-empfohlene, d.h. besonders familienorientiert-systemisch arbeitende Einrichtung am 04.04.2014

Juni: Inhouse-Fortbildung für den Beratungsverbund im Ostalbkreis in Kooperation mit dem KVJS: "Immer nur reden - systemisches Arbeiten mit analogen Methoden insbesondere bei Trennung und Scheidung".

Im Juli endete der erste Durchgang des internen Grundlagenkurses mit 20 TeilnehmerInnen/90 UE 

In Gemeinsamen Konferenzen mit ca. 85% aller Mitarbeitenden: Interne Veröffentlichung unseres Ampelsystems für einen guten Umgang mit Kindern und Jugendlichen sowie des Leitfadens für jährliche Mitarbeiter-Entwicklungsgespräche

DGSF-Einrichtungsbesuch in der Jugendhilfe Creglingen e.V. mit BesucherInnenbericht

In einer bundesweiten DGSF-Arbeitsgruppe wirken wir bei der Erstellung von Evaluationsinstrumenten mit.
 

2013:
Fachtag mit Prof. Martin Sack und Wilma Weiß: "Wege aus der Traumafalle – Traumapädagogik und Traumatherapie im interdisziplinären Kontext". 39 interne und 53 externe TeilnehmerInnen (davon 21% Jugendamtsmitarbeitende)

Gemeinsame Konferenz mit fast allen Mitarbeitenden Burn Out - erkennen und handeln. Vorstellen des externen Partners (Kath. Betriebsseelsorge) zur Prävention und Krisenintervention

Fachtag mit Prof. Eia Asen: „Praxis der Multifamilientherapie“, u.a. Vorstellung unserer Tagesgruppe mit ihrer Multifamilienarbeit. 55 eigene MitarbeiterInnen und 63 externe Teilnehmerinnen (davon 25% Jugendamtsmitarbeitende)

Einrichtungsbesuch bei uns durch die Jugendhilfe Creglingen und das Kindersolbad Bad Friedrichshall. Antrag an die DGSF als „besonders familienorientiert-systemisch arbeitende Einrichtung“

2012:
Gemeinsame Konferenz mit fast allen Mitarbeitenden Vorstellung der Auswertung der Mitarbeiterbefragung 2011, Dialog, Prioritätenfindungen zur Weiterarbeit im Jahr 2012:

"Hey da geht was!" - Broschüre für alle Mitarbeitenden, Veröffentlichung der Vision der systemischen Ausrichtung, Offizielle Vermittlung der Vision und Strategie, Grundlagenpapier zur systemischen Arbeit und den damit verbundenen Haltungen und Verhaltensweisen, „Appetithappen“ für die Lust auf mehr vom systemischen Denken und Handeln. Downlaod siehe oben rechts

Seit 2012 werden allen Fachkräften systemische Grundsätze vermittelt. Wir arbeiten eng mit der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) zusammen, die eine Zertifizierung von „besonders systemisch arbeitenden Einrichtungen“ entwickelt (siehe Workshopmappe). Dazu wurde u.a. mit dem Wenger Mühle Centrum Bayern eine 9tägige Inhouseweiterbildung angeboten, zusätzlich Peer-group-Arbeiten zum Erfahrungsaustausch der Kolleginnen und Kollegen. 45 Fachkräfte der Marienpflege nahmen teil.

2011-2013:
Projekt „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ mit Mitarbeiterbefragung „Wir haben im Projektverlauf unsere Mitarbeitenden mit einer überwältigenden Beteiligung zu ihren Belastungen und Grenzerfahrungen, zu Ideen und Verbesserungsvorschlägen befragt. In Vollversammlungen, gemeinsam von MAV und Vorstand organisiert, haben wir mit 89% unserer Mitarbeitenden diese Ergebnisse gesichtet, bewertet und konkrete Prioritäten zur Veränderung festgelegt: Gesundheitskurse, Zuschüsse zu Fitnessaktivitäten unter Einbeziehung der Sozialkomponente, Intranet weiterentwickeln, Haltungen und Kommunikation verändern. Aus der Perspektive der Organisation betrifft es beispielsweise die betriebliche Wiedereingliederung von langzeitkranken Mitarbeitenden, die Zusammenarbeit mit MAV und Schwerbehindertenvertretung, die innere Neuorganisation zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben oder auch Intranetlösungen, in denen die hilfreichen Informationen und Regelungen aktuell und leicht zugänglich verfügbar sind. Gleichzeitig gilt es auf der persönlichen Ebene die Eigenverantwortung aller Mitarbeitenden bewusst zu machen und zu fördern, ihre Gesundheitsbemühungen mit präventiven Angeboten zu unterstützen. Vor allem unsere Führungskräfte können hier dazu lernen, denn der Umgang mit all diesen Themen hat viel mit der eigenen Haltung und mit – berechtigten wie überzogenen – Erwartungshaltungen zu tun.“ Aus: neue caritas 2012

2011:
Fachtag mit Prof. Jochen Schweizer: "Systemischer Schwung für Organisationen - Veränderungsprozesse mit Ruhe und Kraft gestalten!" Organisationsentwicklung in der Kinder- und Jugendhilfe; 33 eigene MitarbeiterInnen, 53 externe
TeilnehmerInnen (davon 15% Jugendamtsmitarbeitende)

Einsetzung des Leitungsteams Vorstand, 5 Bereichsleitungen, Schulleitung, Leitung Fachdienst und Psych. Beratungsstelle, Verwaltungsleitung Verständigung auf strategische Ausrichtung und Maßnahmen der PE, OE und Führungskräftenetwicklung; Entwicklung eines Grundlagenpapiers

2010-2012:
Zweite Inhouseweiterbildung von 9 Gruppenleitungen zu Systemischen BeraterInnen (WMC/DGSF), plus 14 externe TeilnehmerInnen, Umfang 550 UE

2008-2010:
Inhouseweiterbildung von 14 Systemischen BeraterInnen Teilnehmer vor allem aus unserer Schule für Erziehungshilfe, den ambulanten Hilfen und der Tagesgruppe (plus 10 externe TeilnehmerInnen), Umfang 550 UE. Weitere 2 Mitarbeitende in externe Weiterbildung zum Syst. Berater

Seit 2007:
Vorstandsklausuren mit verschiedenen Mitarbeitergruppen:

  • Mit allen Gruppen- und Bereichsleitungen alle ein bis zwei Jahre zweitägig
  • Mit den Bereichsleitungen mind. einmal jährlich eintägig
  • Mit dem Leitungsteam mind. einmal jährlich eintägig
  • Mitarbeitervertretung

Qualifizierung - ein wenig Statistik

Insgesamt arbeiten in der Marienpflege etwa 275 Mitarbeitende auf 170 Vollkräftestellen . Davon sind ca. 25 Personen tätig im Freiwilligen Sozialen Jahr, im Bundesfreiwilligendienst, im Vorpraktikum oder in Ausbildung.
Beim DGSF-Antrag ausgenommen sind ebenfalls unsere Querschnittsdienste Verwaltung, Hauswirtschaft und Hausmeisterei mit insgesamt 55 Mitarbeitenden.

Alle genannten pädagogischen Mitarbeitenden sind nach Landesgesetz anerkannte Fachkräfte aus den Berufsgruppen

  • ErzieherIn,
  • Jugend- und HeimerzieherIn,
  • Vereinzelt auch KinderpflegerInnen und HeilerziehungspflegerInnen,
  • Sozialpädagoge/in FH/DHBW/Diplom, Bachelor oder Master,
  • PädagogInnen, PsychologInnen, HeilpädagogInnen mit Bachelor, Master oder Diplom

Die leitenden und therapeutisch tätigen Mitarbeitenden haben alle ein abgeschlossenes Studium an der FH, BA/DHBW oder Universität sowie zahlreiche Weiterbildungen oder Zusatzqualifikationen im therapeutischen Bereich, als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut o.ä.

Von unseren 190 pädagogischen Fachkräften haben 62% (118 Personen) eine systemische Weiterbildung absolviert oder bereits begonnen. Unter den Leitungskräften sind aktuell 79% systemisch umfassend qualifiziert. Stand: 31.12.2019

Unsere Vision - Broschüre für unsere Mitarbeitenden

Wenn Sie möchten, können Sie unsere Vision hier mit Klick auf das PDF-Symbol öffen bzw. herunterladen.