Heilpädagogisches Reiten

Heilpädagogisches Reiten

Beim Heilpädagogischen Reiten (HPR), im Umgang mit dem Pferd, wird der Mensch ganzheitlich angesprochen.

Es werden im körperlichen, emotionalen und geistigen Bereich Entwicklungsimpulse ausgelöst. Das Zusammensein mit dem Pferd ermöglicht immer wieder Erfahrungen, welche die Grundstimmung des Menschen positiv beeinflussen und unmittelbar sein Bedürfnis nach Zuwendung und Angenommen sein befriedigen. Kinder und Jugendliche lernen Ängste zu überwinden, können sich etwas zutrauen, Vertrauen zum Pferd fassen und Beziehung aufbauen. Sie übernehmen durch ihr Mit-Tun Verantwortung für das Wohlergehen der Tiere – beim Füttern, Misten, der Pflege oder Heu machen. Und vor allem erleben sie viel Freude!

Was bewirkt das Heilpädagogische Reiten?

Im Rahmen des Heilpädagogischen Reitens können in den verschiedenen Bereichen vielfältige Ziele erreicht werden.

Einige Ziele sind nachfolgend aufgeführt:

Ziele im sozialen Bereich

  • Erlernen von sozialen Spielregeln
  • Erlernen von angemessenen Konfliktlösungsstrategien
  • Aufbau von Beziehungen und Vertrauen in der triadischen Beziehungsstruktur: Pferd – Kind/Jugendlicher/Reitpädagoge
  • Interaktion zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern

Ziele im individuellen Bereich

  • Angstabbau
  • Aufbau von Vertrauen
  • Förderung der Konzentrationsdauer und – Intensität
  • Erlernen richtiger Selbsteinschätzung
  • Aufbau von Motivation

Ziele im motorischen Bereich

  • Sensibilisierung der Körperwahrnehmung
  • Förderung des Raum-Lage-Empfindens
  • Förderung von Rhythmus und Balance

Wann ist Heilpädagogisches Reiten indiziert?

Viele Kinder und Jugendliche haben einen ganz natürlichen Zugang zu Tieren und genießen das Zusammensein mit ihnen.

Bereitwillig öffnen sie sich und sind bereit in diesem Lebensfeld neue Erfahrungen zu machen und bereits vorhandene Verhaltensmuster korrigieren zu lassen - den Tieren zuliebe.

Heilpädagogisches Reiten ist geeignet für Kinder und Jugendliche …

  • die Freude an Tieren und  der Natur haben
  • die trotz Angst, den Wunsch haben, dem Lebewesen Pferd näher zu kommen
  • die durch negative Erfahrungen keine Motivation mehr für Bewegung und Sport haben
  • mit Therapiemüdigkeit
  • mit Verhaltensauffälligkeiten
  • mit Lernbehinderungen oder geistiger Behinderung
  • mit Kommunikations- und Beziehungsproblemen
  • mit Beeinträchtigungen in der emotionalen Entwicklung
  • mit Verzögerungen in der Sprachentwicklung
  • mit psychomotorischen Auffälligkeiten
  • mit Konzentrationsstörungen
  • mit Körperschemastörungen
  • mit Essstörungen

Die Durchführung

Für jedes Kind bzw. jeden Jugendlichen wird ein individuelles Konzept mit Problemstellung und Zielsetzung erarbeitet.

In regelmäßigen Abständen erfolgt eine Zielüberprüfung.

Folgende Angebote im Heilpädagogischen Reiten stehen zur Verfügung:

  • Einzeltherapie
    Pferde bieten unzählige Möglichkeiten, seelisches Ungleichgewicht, Mangelzustände oder Chaos auszugleichen.
    Bei vielen Kindern und Jugendlichen ist das Vertrauen in die Tragfähigkeit menschlicher Beziehungen erschüttert und sie reagieren mit emotionalem Rückzug.
    Pferde lassen Kontakt zu, drängen sich nicht auf, suchen Kontakt zum Menschen. Dieser Kontakt besteht darin, wortlos herauszufinden, was der andere braucht und was er mag. Das Pferd trägt – erträgt den Menschen mit all seinen Lasten, Bedrängnissen und Nöten.

  • Zweiergruppen Therapie
    Therapie mit dem Pferd hilft auf verschiedenste Weise wieder zum inneren und äußeren Gleichgewicht zurückzufinden. Viele Kinder und Jugendliche erleben die Welt so, als wäre der Boden unter den Füßen niemals fest, sondern immer schwankend. Pferde bieten ideale Bedingungen, um das Gleichgewicht zu schulen. Das Sitzen und Reiten auf dem Pferd ist eine gute Gleichgewichtsübung.

    In einer Zweiergruppe sind gute Bedingungen gegeben die Kommunikation untereinander und mit dem Pferd in sinnvoller, neuer Weise zu lernen. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier auch der nonverbalen Kommunikation.

  • Heilpädagogische Gruppe mit 4 Teilnehmer*innen
    Im Vordergrund des Heilpädagogischen Reitens steht die individuelle Förderung der Entwicklung, des Befindens und des Verhaltens durch das Medium Pferd.
    Die Kinder lernen auf spielerische Weise die verschiedenen Verhaltensweisen der Pferde kennen und auf diese entsprechend zu reagieren.

    Die Kinder und Jugendlichen erfahren und üben in kleinen Gruppen Toleranz und Verantwortung für sich, die Pferde und gegenüber anderen Gruppenteilnehmer.
    Dazu gehören verschiedene Beobachtungsaufgaben, wie z.B. das Beobachten der Pferde in der Herde, in der Box und erste Kenntnisse in der Pferdpflege.

    Pferdepflege ist mehr, als ein Pferd von Schmutz zu reinigen. Beim Putzen des Pferdes entsteht Nähe, ein nonverbaler Dialog zwischen zwei Geschöpfen unterschiedlicher Art. In dem ich das andere Geschöpf durch Berührung erfahre, erkenne ich es später wieder. Ebenso greift hier auch das Prinzip des systematischen Arbeitens von vorn nach hinten.
    Kinder und Jugendliche, die bislang Schwierigkeiten damit haben, etwas vom Anfang bis zum Ende zu bringen werden hier befähigt Durchhaltevermögen zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Das Putzen des Pferdes ist ein Tun an sich, an dem die Wahrnehmung des Kindes und sein Sozialverhalten wachsen können.
     
  • Spiel- und Streichelgruppe mit 4 Teilnehmer/innen (im Rahmen von Frühförderung)
    Der Schulkindergarten der Rupert-Mayer-Schule hat das Angebot des heilpädagogischen Reiten verankert in der Konzeption.
    Vier Kinder erhalten wöchentlich die Gelegenheit 1 ½ Stunden mit dem Pferd zu verbringen.
     
  • Heilpädagogischer Reitunterricht
    ... als sinnvolle Freizeitgestaltung
    Die Reitstunden finden wöchentlich in verschiedenen Gruppen statt. Die Gruppengröße beträgt drei Reiter. Die Gruppengröße ermöglicht eine individuelle Förderung.
    Die Kinder und Jugendlichen helfen mit bei anfallenden Arbeiten im Lebensfeld des Pferdes und sind mitverantwortlich für die Pflege des Reitzubehörs.
    Ergänzend findet theoretischer Unterricht statt.

    ... mit sportlichen Aspekten
    Die Kinder und Jugendlichen haben die Möglichkeit, wenn sie ein gewisses reiterliches Niveau erreicht haben, die Motivationsabzeichen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zu erlangen oder die Reitabzeichen abzulegen.
    Die Vorbereitung auf die einzelnen Prüfungen findet in kleineren Gruppen statt.
    Zur Vertiefung der reiterlichen Kenntnisse finden in den Ferien zusätzliche Reitstunden statt. Reitlehrgänge an den Wochenenden sowie Tagesritte werden ebenfalls angeboten.

Die Heilpädagogischen Gruppen werden im Blick auf die jeweilige Zielsetzung bei den einzelnen Teilnehmer/innen zusammengestellt.

Übersicht zu allen aktuellen Leistungen und Entgelten

In dem PDF finden Sie sämtliche aktuellen Leistungs- und Entgeltvereinbarungen. 

Die für die Hilfeleistung entstehenden Kosten verrechnen wir i.d.R. mit dem Jugendamt. Die Eltern müssen sich - je nach Hilfeart, Einkommen und Vermögen - aufgrund der gesetzlichen Regelungen des SGB VIII daran beteiligen. 

Ihre Ansprechpartnerin

Dagmar Rock
Bereiter FN, Dipl. Betriebswirt FH

Erfahrungen/Kenntnisse:

  • Langjährige Führung eines eigenen Reitbetriebes
  • Ausbildung und Korrektur von Pferden
  • Reitunterricht in Dressur und Springen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche
  • Durchführung von Reitlehrgängen
  • Durchführung von Tages- und Wanderritten
  • barocke Reitweisen
  • seit 2004 Mitarbeit im Heilpädagogischen Reiten

Unser Dank an die Veronika-Stiftung

Die Veronika-Stiftung des Bistums Rottenburg-Stuttgart initiierte 2009 ihr neues Projekt "Reittherapie". Sie unterstützte 2009 bis 2014 die Marienpflege mit einem staatlichen jährlichen Förderbeitrag, vor allem für therapeutische Einsätze der Pferde zugunsten von Kindern und Jugendlichen mit massiven Traumatisierungen. Von Herzen Dank dafür! 

Unser Freundskreisheft zum Thema

Hier können Sie unserer Freundeskreisheft 3/2007 mit dem Schwerpunktthema "Heilpädagogisches Reiten" anschauen.