1945: Nachkriegszeit

Unvorstellbare Not

Die Not war unbeschreiblich. Um den vielen Kriegswaisen und Flüchtlingskindern notdürftig eine Bleibe zu geben, gab es in der Marienpflege bald keinen freien Winkel mehr. Die Zahl der Kinder stieg in der Nachkriegszeit sprunghaft an, aber auch der Hunger und die Krankheiten. 320 Kinder waren schließlich in den beiden Hauptgebäuden zusammengepfercht.Damals haben die Schwestern Unsagbares geleistet.  Daneben musste die zehnklassige Schule und das gesamte Personal in den gleichen Gebäuden Platz finden. Dazu baten jeden Abend viele durchziehende Flüchtlinge um unentgeltliches Essen und Nachtquartier. Rund 1500 Flüchtlingen wurde in der Nachkriegszeit jährlich geholfen.

Nach der Währungsreform 1948 nahm die aktuelle Not langsam ab. Nun wurde der Bauernhof, der bislang in der Klosterkirche des ehemaligen Kapuzinerklosters untergebracht war, ausgesiedelt und an seiner Stelle Gruppenzimmer und Schlafsäle für die Kinder geschaffen. Auch entstanden neue Spielplätze und das Heim wurde insgesamt wohnlicher gestaltet.

Schwester Antonia war 27 Jahre lang eine unermüdlich treu besorgte Hausmutter, gerecht, aufgeschlossen, fröhlich, humorvoll. Ihr und den Schwestern ist es zu danken, dass die Kinder trotz schwerster Zeit eine gute Heimat gefunden haben.

Dass die Marienpflege auch schön war und die Kinder auch schöne Kleider hatten, dass ihnen gute Kost gegeben wurde, das war ihr ein großes Anliegen. Ihr gebührt,  wie es einmal in den Akten heißt, der schönste Ehrenplatz entsprechend ihrem Leitspruch: „In der Nachfolge Jesu die Kinder lieben und ihnen helfen.“

Die aufblühenden 50-iger Jahre

Die Währungsreform wirkte Wunder. 1953 konnte sogar schon ein kleines Schwimmbad in der Marienpflege gebaut werden.

1954 kam Sr. Clementia für fünf Jahre in die Marienpflege. Direktor Erich Sommer wollte, wie er sagte, 300 Kindern Vater sein, sie nicht bloß für´s Erwerbsleben tüchtig machen, sondern ganzheitlich alles Gute in ihnen fördern. Unter seiner Initiative wurden die Gruppen weiter verkleinert und familiär ausgestaltet. Dabei stand ihm die Oberin mit den Schwestern treu zur Seite.

Unter den damals rund 300 Kindern waren nur noch 16 Vollwaisen. Das machte die erzieherische Aufgabe nicht leichter, wie man meinen könnte, sondern eher schwerer, da Sozialwaisen emotional oft sehr darunter leiden, sich verlassen, unerwünscht und minderwertig zu fühlen, weil sie von ihren noch lebenden Müttern oder Vätern „im Stich gelassen wurden.“

 

1953: Direktor Erich Sommer

1953 bat der Verwaltungsrat Bischof Karl-Josef Leiprecht, erstmals einen hauptamtlichen Direktor zu benennen: Pfarrer Erich Sommer.